Montag, 30. Juli 2012

Kirchen, wo man sie eher nicht erwartet

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Ich möchte zwei Fotos von Kirchen einsenden, die möglicherweise überraschen werden. Es sind "Sommerkirchen", da im Juli aufgenommen.

Vank-Kathedrale:

In einem islamischen Land, zudem dem einzigen weltweit, in dem die schiitische Ausprägung des Islam Staatsreligion ist, kann man durchaus überrascht sein, zu erfahren, dass es hier fast 600 christliche Kirchen gibt. Allein 13 davon befinden sich in der zweitgrößten Stadt des Landes, Isfahan.

Schah Abbas I. ließ für den Ausbau der Stadt um 1600 etwa 30.000 Künstler und Handwerker aus dem ganzen Land nach Esfahan holen. Viele von ihnen kamen aus der Stadt Jolfa und deren Umgebung (heute im Nordwesten des Iran an der Grenze zu Azerbeidjan) und waren christliche Armenier. Der Schah räumte ihnen weitreichende Garantien und Privilegien für ihre Kultur und Religion ein. Das armenische Viertel Isfahans heißt in Erinnerung an die Heimatstadt Neu-Jolfa. Die Armenier Isfahans bilden eine kulturelle und religiöse Gemeinschaft und werden von den muslimischen Einwohnern und der Islamischen Republik Iran nicht nur toleriert, sondern geachtet. Heute leben noch ca. 8.000 Armenier in Esfahan.

Die Vank-Kathedrale, erbaut im 17. Jahrhundert und größte der 13 Kirchen Isfahans, vereint christliche Architektur mit persisch-islamischer Ornamentik und Gestaltungsformen. Auf dem Gelände befindet sich auch ein Museum der armenischen Geschichte, in dem u. a. der Genozid an den Armeniern durch die Türken zu Anfang des 20. Jahrhunderts thematisiert wird.

Detailfoto der Nazir al-Molk-Moschee in Shiraz:

Judentum, Christentum und Islam sind so genannte „abrahamitische“ Religionen. Sie alle sehen ihre Wurzeln in dem Gott, der mit Abraham einen Bund geschlossen habe. Demnach ist es derselbe Gott. Das Judentum ist die älteste Religion, die sich darauf begründet. In direkter Folge steht das Christentum. Etwa um 600 n. Chr. empfing nach islamischer Überlieferung Mohammed durch den Erzengel Gabriel die bisher letzte Offenbarung Gottes. Mohammed wird von den Muslimen in der Reihe der Propheten als der historisch letzte angesehen. Andere Propheten des Islam sind u. a. Adam, Noah, Abraham, Moses, David, Salomon, Johannes der Täufer und Jesus. Insofern haben alle drei Religionen trotz ihrer unterschiedlichen Ausprägung gemeinsame Wurzeln.
Nach meinen beiden Besuchen des Iran bin ich der Überzeugung, dass den Iranern diese Gemeinsamkeiten sehr viel bewusster sind als uns. Und so empfinden es viele Iraner als nichts außergewöhnliches, wenn an der Fassade einer Moschee christliche Kirchen abgebildet sind. 

Fotos und Text: Stephan Jäger, Wernersberg

Wer sich für die Reiseberichte interessiert:

Reise 2009:

Reise 2010:

Foto-Reportage:

Viele Grüße,
Stephan Jäger

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